Kindliche Entwicklungsverzögerungen und Entwicklungsstörungen können häufig auf Probleme zurückgeführt werden, die bereits in der Schwangerschaft bei der Geburt oder innerhalb des ersten Lebensjahres entstanden sind.
Frühkindliche Reflexe sind primitiver Reflexe, überlebensnotwendige Reaktionen und werden vom zentralen Nervensystem im Reptilien Gehirn gesteuert. Diese nennt man auch Überlebensreflexe. Schon im Mutterleib Steuern Reflexe erste automatische Bewegungen, die das Wachstum und die Hirnreifung fördern. Jedes Kind wird mit solchen frühkindlichen Reflexen geboren.
Es gibt eine festgelegte Abfolge dieser Reflexe. Ein frühkindlicher Reflex reift heran, er erreicht seinen Höhepunkt und wird dann gehemmt oder in einem höheren Reflex integriert. Diese Entwicklung verläuft bei allen gesunden Kindern gleich und ist ein Zeichen für ein Reifen des zentralen Nervensystems.
Abweichungen von diesem Verlauf, also das nicht rechtzeitige und vollständige integrieren der frühkindlichen Reflexe innerhalb der ersten 12 Lebensmonate, weisen auf eine Entwicklungsverzögerung im zentralen Nervensystem hin.
Je nach Stärke der bleibenden Reflex Aktivitäten können mehrere Funktionsgebiete, welche zur Grundausstattung für Lernen und Verhalten zählen, betroffen sein.
Etwa die grob- und feinmotorische Koordination, die sensorische Wahrnehmung, die Konzentration und das Ausdrucksvermögen.
Wenn Restreaktionen der frühkindlichen Reflexe fortbestehen, so können diese in aller Regel vom übrigen sich weiterentwickelnden Nervensystem kompensiert werden und es kann von anderen Teilen des Gehirns mehr oder weniger gut unterdrückt werden.
Trotzdem irritiert der Reflex das System, aber es kostet Zeit und Energie, die dem Kind dann häufig beim Lernen fehlt. Dadurch sind entsprechende Auswirkungen in der Motorik, im Verhalten der Kinder und in den schulischen Leistungen zu erwarten.
Um einige frühkindliche Reflexe zu nennen:
Such- und Saugreflex
Spinaler Greifreflex
Moro Reflex (Schreckreflex)
Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex
Tonischer Labyrinth Reflex
Symmetrischer Tonischer Nackenreflex
Tonischer Labyrinth Reflex
Atmungsreflex
Rollreflex
Palma Plantar Reflex
Tonischer Labyrinth Reflex
Ist die Beugung und Streckung des Kopfes im Nacken und die Sinneswahrnehmung für Gleichgewicht und Raum und leitet so die Aufrichtung des Körpers gegen die Schwerkraft.
Beeinträchtigungen des Tonischen Labyrinth Reflexes behindern das Krabbeln.
Die Krabbelphase ist im Leben des Kindes ein wichtiger Entwicklungsschritt um Koordination, Gleichgewicht und Augen Muskulaturen miteinander zu verbinden.
Das Gleichgewicht wird durch fehlerhafte visuelle Informationen negativ beeinflusst.
Kinder mit gestörtem Gleichgewicht zeigen deutliche schlechtere Leistungen in der Schule, sowie:
- Schwierigkeiten in der Seh-, Hör- und / oder Raumwahrnehmung mit
- negativen Folgen für die Lautunterscheidung und für die Unterscheidungen von d und b, 23 und 32 und von links und rechts, Tollpatschigkeit
- Schlechte Haltung Zehenspitze
- Geringe Muskelspannung
- Abneigung gegen sportliche Aktivitäten
- Schlechte Balance und Koordination der Bewegung
- Gering ausgebildete Organisationsfähigkeit
Symmetrischer Tonischer Nackenreflex
Der Symmetrische Tonische Nackenreflex bewirkt die Beugung des Kopfes zur Brust und zu einer symmetrischen Beugung der Arme und zur Streckung der Beine. Die Streckung des Kopfes in den Nacken verursacht eine Streckung der Arme und eine Beugung der Beine.
Eine der Aufgaben vom Symmetrisch Tonischen Nackenreflex ist es, den Tonischen Labyrinth Reflex aufzubrechen und es dem Kind zu ermöglichen, die Schwerkraft zu überwinden um in den Vierfüßlerstand oder den Katzensitz zu kommen und beide Körperhälften unabhängig voneinander zu benutzen.
Mögliche Auswirkungen vom nicht integrierten Symmetrisch Tonischen Nackenreflex:
- Schwierigkeiten die Hände und Füße still zu halten und auf dem Stuhl ruhig zu sitzen.
- Beim Schreiben am Tisch oder auch beim Essen oder Lesen sinkt der Kopf immer tief als könne das Kind seinen Kopf nicht halten oder als sei es kurzsichtig.
- Die Beine werden häufig entweder lümmelnd ausgestreckt oder das Kind fesselt seine Beine in dem es die Füße um die Stuhlbeine schwingt oder sich auf die eigenen Füße setzt.
- Manche Kinder arbeiten gerne stehend ein Bein angewinkelt, auf einem Stuhl abgelegt oder häufig auf dem Bauch liegend, um zu lernen.
- Das Erlernen des Schwimmens ist häufig erschwert. Die Koordination zwischen Arme und Beine gelingen nicht gut da der Kopf zum Atmen in den Nacken überstreckt wird.
- Motorische unreife, hyperaktives Verhalten
- Probleme beim Fokussieren von Fern – und Nahsicht (von der Tafel abschreiben)
- Probleme beim Ballspielen
- Ungeschicklichkeit
- In der Schule zeigt sich eine mangelnde Hand-, Augen-, Kopf- Koordination unter anderem durch folgende Auffälligkeiten:
- Probleme mit dem Abschreiben von der Tafel
- Schwierigkeiten nach einem Aufblicken die richtige Zeile im Lesebuch
wieder zu finden
- 75% der legasthenen Kinder haben einen aktiven STNR
- ADHS
Der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex
Der Reflex wird über die Kopfdrehung zur Seite ausgelöst. Dabei streckt sich Arm und Bein der Gesichtsseite und die Gliedmaßen auf die Hinterhauptseite beugen sich. Der Reflex wird bei Neugeborenen auch Fechthaltung genannt. Er unterstützt wie auch andere Reflexe den Geburtsvorgang. Bei einem Kaiserschnitt oder die Geburt verläuft nicht problemlos, kann sich der ATNR nicht vollständig integrieren.
Durch die Verbindung von Kopf, Augen und Hand ist es eine fundierte Voraussetzung für alles spätere Lernen in der Schule.
Die Kopfbewegung ist nicht unabhängig von der Körperbewegung möglich, wodurch die Kinder den Eltern häufig vor die Füße laufen oder beim Fahrradfahren ungewollte Lenkbewegungen ausüben.
Die Fähigkeit die Körpermittellinie zu überkreuzen, ist erschwert und bewirken
Schwierigkeiten bei der visuellen Wahrnehmung.
In der Schule zeigt sich die mangelnde Hand-, Augen-, Kopf- Koordination unter anderem durch folgende Auffälligkeiten.
- unlinierte Zeilen können nicht eingehalten werden
- Schreiben und gleichzeitige Kopfbewegungen, wie der Blick zum Buch lassen die Stifte wegrutschen
- schlechte Handschrift
- beim Schreiben ist eine falsche oder/und verkrampfte Stift Haltung oft in Zusammenhang mit Mund und Zungenbewegungen zu erkennen
- verzögerte grob- und feinmotorischen Entwicklung
- visuelle und auditive Wahrnehmung
- Gleichgewichtsprobleme
- schlechte Raumorientierung
- eingeschränktes Zeitgefühl
- schlechte Organisationsfähigkeit
- schlechte Haltung
- untypische Bewegung beim Krabbeln und Kriechen
- Probleme bei koordinierten Bewegungsabläufen
- Probleme beim Lang- und Kurzzeitgedächtnis
- Schwierigkeiten beim erfassen des Inhaltes beim Hören und Lesen
- Schwierigkeiten in der Rechtschreibung, Grammatik und Rechnen
- tut sich schwer bei der schriftlichen Formulierung der eigenen Gedanken
- tut sich schwer Rechts und Links zu unterscheiden
- drehen das Blatt beim Schreiben
- der Kopf wird beim Lesen mitbewegt
- Buchstaben und Wörter werden ausgelassen
Der ATNR ist wichtig bei Legasthenie, wo er zu 100% noch integriert werden kann.
Saug Reflex
Der Saug Reflex entsteht in der 9. Schwangerschaft Woche und wird normalerweise im vierten Lebensmonat abgebaut.
Wenn dieser Reflex noch online ist können folgende Auffälligkeiten auftreten:
- Verspannung im Nacken und Brust
- starke Zuckungen
- Die Motorik ist schwach ausgeprägt und die Stifte Haltung ist verkrampft
- Beim Schreiben wird das Kind Mundbewegungen machen, Zähne zusammenbeißen oder mit der Zunge mitgehen und/oder nach außen Strecken.
- Abneigung gegen sportliche Aktivitäten
- ungenügend ausgebildetes Zeitgefühl
- schlechte Organisationsfähigkeit
- schlechte Balance und Koordination der Bewegung
Der Moro Reflex oder auch Schreckreflex
Wird in der 9. Schwangerschaft Woche gebildet und ist im zweiten bis vierten Monat integriert. Er hilft bei der Geburt des Kindes.
In der ersten Phase spreizt das Kind Arme und Beine vom Kopf ab, öffnet die Hände, legt den Kopf in den Nacken, öffnet den Mund und atmet ein. Dies ist die Phase die den ersten Atemzug bei der Geburt unterstützt und in der zweiten Phase findet nach einem kurzen erstarren eine Umkehr der Bewegung statt. Der Kopf geht zur Brust, Hände, Arme, und Beine schließen sich wieder, das Kind atmet aus und er es erfolgt eventuell ein Schrei.
Bei der Auslösung des Moro Reflexes wird Adrenalin und Cortisol produziert.
Er ist für das Immunsystem mit verantwortlich. Aber durch häufiges auslösen bilden sich immer wieder Stresshormone, womit die Immunabwehr nicht mehr richtig arbeiten kann. Folge kann sein, häufige Infektionen und Haut- oder Atemwegserkrankungen.
Mögliche Auswirkungen, wenn der Reflex nicht abgeschlossen ist:
- Tollpatschigkeit
- Überreaktionen, nehmen zu viel Reize auf und können die Reize die sie aufnehmen schlecht verarbeiten. Es führt zu Reizüberflutungen und Unkonzentriertheit, die Betroffenen können Relevantes nicht ausfiltern.
- sie wissen viel, andererseits sind sie sehr unreif im sozialen Verhalten
- sie können sich schlecht anpassen
- brauchen einen regelmäßigen Ablauf, nichts Neues oder Unbekanntes
- sie brauchen einen regelmäßigen Ablauf
- sie brauchen ein gewisses Maß an Sicherheit
- Kinder entwickeln eine Strategie um sich zu Schützen, Weinen häufig und haben öfters Wutausbrüche, starkes Kritikempfinden, Rückzug bei scheinbar nichtigen Anlässen.
Bei Erwachsenen können sich überängstliche oder depressive Verhaltensweisen zeigen, mit wenig Selbstbewusstsein, Angstneurosen und Panikattacken.
Spinaler Galant Reflex
Dieser Reflex wird ausgelöst, wenn man dem Baby neben der Wirbelsäule vom Nacken zum Kreuzbein entlang streicht. Die Hüfte dreht sich zu dieser Seite, das Bein wird gebeugt. Er entwickelt sich ab der 15. Schwangerschaftswoche und sollte bis zum 9. Lebensmonat integriert sein. Der Reflex ist entscheidend für die Kopfdrehung während der Schwangerschaft und bereitet das Kind auf die richtige Geburtsposition vor. Während der Geburt unterstützt er die Bewegung des Kindes aus dem Geburtskanal.
Der Spinale Galant Reflex ist wichtig für die Entwicklung des Gleichgewichtes. Kinder mit offenem Galant Reflex sind oft sehr unruhig und hyperaktiv. Er kann ausgelöst werden, durch enge Kleidung oder Gürtel oder auch einfach nur durch Anlehnen an den Stuhl und kann so zum Herumzappeln führen.
Die meisten Kinder tragen am liebsten lockere Kleidung. Ist der Reflex nur einseitig offen, kann dies zu einer Skoliose führen. Manche Kinder nässen auch noch über das Alter von 5 Jahren ein.
Ältere Kinder lernen die Lendenwirbelsäule unbewegt zu halten, was als Erwachsener zu starken Rückenproblemen führen kann. Dadurch wird die Koordination von Ober- und Unterkörper sehr beeinträchtigt.
Zu folgenden Auffälligkeiten kann es bei einem offenen Galant Reflex kommen:
- mangelnde Blasenkontrolle
- Bettnässen bei Kindern über das Alter von 5 Jahren hinaus
- Verdauungsstörungen
- das Kind kann keine enge Kleidung tragen
- das Kind ist sehr unruhig
- das Kind hat Schwierigkeiten ruhig sitzen zu bleiben
daraus ergeben sich dann Konzentrationsprobleme
- schlechtes Kurzzeitgedächtnis
- übermäßige Geschwätzigkeit
- Skoliose, schiefer Gang und einseitige Hüftrotation fallen auf
- Unruhe und Hyperaktivität
- schlechte Handschrift
